Last updated on 7. August 2022
Warum bloggen wir eigentlich? Was sind die Herausforderungen beim Schreiben und Bloggen? Welche Hürden müssen wir dabei nehmen? Was blockiert uns und was hilft uns? Sind es Richtlinien die uns erstarren lassen oder sind wir es möglicherweise selbst? Meine Natur widerspricht vielen Vorgaben – auch beim Bloggen. Aber auch das Bloggen folgt der Natur und es dreht sich um so viel mehr als um das bloße Schreiben.
Meine Natur lässt sich nicht in Worte fassen
Warum schreibt man eigentlich einen Blogartikel und veröffentlicht ein Blog – außer man muss das aus bestimmten, vorgegebenen Gründen tun? Zum Beispiel könnte es in einem Studium vorgegeben sein, in der Arbeit von einem Vorgesetzten oder von der Tätigkeit in der Arbeit selbst verlangt werden. Unternehmen veröffentlichen Blogartikel über ihre Produkte oder Dienstleistungen, staatliche Einrichtungen über abgeschlossene Bauprojekte oder neue Services für ihre Bürger und NGOs veröffentlichen ihre Beiträge, um damit ihre Zielgruppen zu erreichen sowie zur vergrößern.
Viele Menschen bloggen jedoch in ihrer Freizeit zu ihren Lieblingsthemen, über den verbrachten Urlaub, ihre Haustiere oder einfach über ihre Gedanken. Das erste Blog stammt von Tim Berners-Lee, der am 13. November 1990 seine Website veröffentlichte. Er nutzte diese zum Austausch von Informationen und Wörter wie Blog waren noch nicht erfunden. Seit dem wird dieser Tag als Tag des Bloggen geehrt. Und wahrscheinlich ist es auch genau dieser Wille zum Austausch von Information in Verbindung mit dem Wunsch einen anderen Blickwinkel zum eigenen Thema zu bekommen. Darüber hinaus gesellt man sich zu seinesgleichen, da die publizierten Inhalte zumeist von denen gelesen werden, die entweder nah am Thema dran oder im nahen, persönlichen Umfeld sind und sich dafür interessieren.
Wenn wir uns in einer bestimmten Materie gut auskennen und sozusagen das Thema kennen, fällt uns das Schreiben viel leichter, da wir uns zum einen sicher fühlen und zum anderen unsere Stärken präsentieren können. Daher denke ich, dass das Schreiben über ein Thema das uns weniger berührt, über das wir wenig wissen und mit dem wir uns unsicher fühlen, sehr schwer fallen kann. Damit das Bloggen also leicht fällt, benötigen wir Sicherheit. Und um diese Sicherheit zu erlangen benötigen wir Zeit, die heute für die verschiedenen Herausforderungen im Leben immer knapper bemessen ist und dementsprechend gut eingeteilt sein muss.
Die Begehren einen anderen Blickwinkel zu erhalten und die Möglichkeit unsere Stärken zu präsentieren sind auch ein Wunsch nach Perfektion. Denn wir suchen nach Gleichgesinnten oder gar besseren Persönlichkeiten, die unser Wissen entweder teilen oder erweitern – im besten Fall beides tun. Ich denke, das gilt sowohl für Unternehmen, den Staat oder NGOs als auch für Vertreter der Medien und Privatpersonen. Als Privatperson habe ich nur begrenzte Mittel zur Verfügung und mein Wunsch nach Sicherheit und Perfektion konterkarieren die Ressource Zeit. Der Output und schlussendlich der Outcome meiner Veröffentlichungen wird also entweder mit Abstrichen bei meinem Wunsch nach Sicherheit und Perfektion oder bei der Ressource Zeit passieren. Daraus resultiert eine zunehmende Unzufriedenheit die den Blogger kontinuierlich begleitet. Gleichzeitig bedeutet das dauerhafte „Unzufriedensein“ mit dem selbst Geschaffenen ein Aufkommen von Stress.
Der Stress kommt auch von unserer Umgebung und Einflüssen, die wir nicht kontrollieren können. Unsere Konzentration beim Schreiben schwindet zu Lasten der Wahrnehmung von Krisen. Diese können sein:
- plötzliche Kriege
- bedrohender Klimawandel
- aufkommende Pandemien
- sozialer Druck
- steigende Leistungsanforderungen
- zunehmende Ungleichheit
- Erwartungshaltung der Gesellschaft
Kopflastige Menschen die gerne vor- und nachdenken, sich mit Themenstellungen auseinandersetzen die die Massen meiden, haben vermutlich einen noch höheren Stresslevel. Das Interesse an und das Beschäftigen mit viel schwerfälligeren Themen bedingt das Lesen von (Fach-)Büchern und Artikeln, das Ansehen von Dokumentationen oder das Hören von Diskussionen, Debatten und Audiobeiträgen. Wenn dann auch noch der innerliche Generalist den innerlichen Spezialist triumphiert, wird das erworbene Wissen eher umfassend als tief verankert. Viele Themen sind hochspannend und ein breites Fundament an Erlerntem ist – zu Lasten der Sicherheit bei einem bestimmten Gebiet – rasch gebaut und auch verwurzelt.
Wohin kann die Natur des Bloggens führen?
Als Blogger stehe ich selbst also schnell vor den Herausforderungen, dass
- mein Wunsch nach Perfektion groß ist.
- mein Verlangen nach Sicherheit groß ist.
- der Stresslevel hoch ist.
- meine Zeit knapp ist.
- mein Wissen tendenziell mehr in die Breite als in die Tiefe geht.
Viele würden jetzt rufen, dass das doch keinen Spaß macht! Für manche mag genau darin der Reiz liegen und bei Maliks Buch Führen | Leisten | Leben ist zu lesen, dass zwar der Volksmund sagt, dass man Dinge tun soll die Spaß machen, aber eigentlich gemeint ist, dass man Dinge tun soll die man kann – und die muss man trainieren!
Man könnte auch sagen, dass man da einfach durch muss. Dies klingt negativ, ist aber äußerst positiv! Denn es ist eine Eigenschaft, die wir im Leben benötigen:
Mein kleiner Sohn ist gerade vier Wochen alt geworden und entdeckt die Welt jeden Tag neu. Diese vielen, zahlreichen und intensiven Eindrücke muss er Tag für Tag neu verarbeiten. Manchmal ist ihm das zu viel und er drückt sich abends vor dem Einschlafen mit all seiner Kraft und Stimme lautstark sowie altersgemäß mit herzzerreißendem “Brüllen” aus. Es ist seine einzige, deutliche Möglichkeit uns als Eltern mitzuteilen, dass eben irgendetwas gerade nicht optimal läuft. Da manchmal weder Mama noch Papa das Brüllen verstehen und daher die Ursache nicht erfassen können, bleibt meinem Sohn nur, mit dieser Situation selbst klar zu kommen. Auch wenn wir ihn noch so sehr begleiten und unterstützen: Er lernt, dass es Situationen gibt, die man bei aller Unterstützung selbst aushalten, bewältigen und lösen muss. Das ist der Lauf der Natur.
Oftmals ist es dann der Ruf der Natur und da können dann Mama und Papa wieder behilflich sein 😉
Es gilt daher, mich damit abzufinden, dass ich Perfektion nicht erreichen kann, es keine hundertprozentige Sicherheit gibt, Stress auch positiv sein kann, Zeit zu managen ist und das Nichtwissen immer viel, viel größer als das Wissen bleibt. Und das Wesentliche: ich lerne dazu!
Dieser oben beschriebene Gedankengang beruhigt mich, wenn es an das Schreiben eines Blogartikels geht. Diese Erkenntnis ist für mich auch der wesentliche Faktor beim Schreiben. Es ist viel weniger die Methode oder das Planen von verwendeten Wörtern, Bildern oder Videos.
In den Tagen vor dem Schreiben kommen mir im Alltag immer wieder verschiedene Themen zu, die ich dann meist in einem Blogartikel verarbeite. In diesen Tagen denke ich viel über das Thema selbst nach und mehr in Überschriften als im Detail. Ich überlege, welche Bücher, die ich gelesen habe, zum Thema passen, welche Internetquellen ich anzapfen könnte und rede auch mit Personen aus meiner nahen Umgebung über das Thema – solange bis ich einen guten Überblick und viele Ideen habe wie ich meinen Blog-Artikel aufbauen kann. Diese Ideen habe ich dann meistens als Unterüberschriften im Kopf. Sobald diese Struktur in meinem Gedächtnis gereift ist, ich in meiner Bibliothek geschmökert und im Internet gesurft habe, setze ich mich an den Computer.
Zumeist sitze ein bis zwei Stunden vor dem leeren Blatt und denke nochmals über das Thema nach – geringfügig ändere ich die Struktur dann in meinen Kopf. Danach bringe ich die Überschrift und die Unterüberschriften zu Papier und halte stichwortartig meine Gedanken, Erfahrungen und Erkenntnisse zu den jeweiligen Punkten fest. Dies passiert nicht in meinem Blog selbst sondern in einem anderen Textverarbeitungsprogramm. Hin und wieder nutze ich auch gerne das Programm Xmind um mir einen Überblick zu skizzieren und zu verschaffen.
Nach und nach befülle ich die verschiedenen Absätze mit Wörtern und es ergibt sich der Artikel in seiner ersten Rohfassung. Bis zu diesem Zeitpunkt ist meine Stimmung eher angespannt, aber danach fühle ich mich sehr erleichtert. Ich suche dann meistens nach passenden Bildern. In dem Blogartikel eingebaute Videos habe ich bei den Recherchen zuvor bereits gespeichert, um diese zum jetzigen Zeitpunkt zu verarbeiten. Abschließend schenke ich dem Text selbst noch einmal Aufmerksamkeit. Im Hinblick auf die Rechtschreibung als auch auf die Formatierung gebe ich Acht – damit einher gehen auch Verlinkungen zu anderen Quellen. Und da meine Frau gleichzeitig meine liebenswerteste und dennoch härteste Kritikerin ist, bitte ich sie, meinen Text nochmals zu lesen. So entstandene Blogartikel werden von mir dann ins Content Management System übertragen und schlussendlich publiziert.
Bloggen bedeutet für mich also vor allem besser, ruhiger zu werden und zu lernen!
Das Lernen ist vermutlich der wertvollste Outcome für mich als Blogger: man lernt über die publizierten Themen, (neue) Menschen kennen, andere Blickwinkel und Möglichkeiten sehen. Aber vermutlich lernt man am meisten über sich selbst. Probiere es jetzt aus und versuche deinen ersten, kleinen “Blogartikel” im Kommentar 😉
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